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High School-Jahr in Selkirk, Manitoba


Die ersten Tage

hallo!also, mir gehts eigentlich ziemlich gut hier bis jetzt! mit meiner familie komm ich sehr gut klar, die kuemmern sich wirklich und freuen sich glaub ich dass ich da bin, also da hab ich eigentlich echt keine probleme. kanada ist eben doch sehr anders und viele sachen sind einfach anders in deutschland (zum beispiel ist es hier nicht besonders ueblich wirklich gute freunde zu haben, mit denen man sich oft trifft und mit denen man viel unternimmt.......ich glaub dafuer sind die jugendlichen mehr zuhause und machnen dinge mit der familie.das war halt ne sache die ich mir anders vorgestellt hab, weil ich dachte ich wurde durch meine gastsisters gleich leute kennen lernen........) aber ansonsten laeuft echt alles gut! das bloede hier ist halt, dass ich nicht richtig vom platz komme!! man braucht fuer alles ein auto (die meisten jugendlichen haben hier ja auch eins) sonst gibt es hier echt keine moeglichkeit irgendwo hin zu kommen und man ist immer von jemandem abhaengig der einen faehrt..... es gibt zwar den schulbus, aber der faehrt eben auch nur genau vor und nach der schule und wenn man den verpasst, hat man pech gehabt! und zum fahrrad fahren ist dann doch das meiste zu weit weg. die schule mag ich eigentlich. was ich wirklich sehr gut organisiert finde ist das international-student-programm in der schule!!! carolyn und wendy sind beide total nett und informieren uns eben auch taeglich ueber sachen die in der schule stattfinden und an denen wir vielleicht teil nehmen koennten und so. ausserdem ham wir ja ein mal am tag "esl", was echt spass macht und es ist total entspannend nach den anderen faechern, in denen wir ja mit den kanadiern zusammen sind, endlich mal mit leuten zusammen zu kommen, die auch nicht so gut englisch sprechen!!! die sind auch alle nett und ich komm super mit denen klar, aber mit kanadiern hab ich bis jetzt noch fast keinen kontakt! dadurch dass es ja keine klassengemeinschaft gibt, bin ich in jedem kurs mit anderen zusammen und da ist es halt schwierig mit leuten wirklich in kontakt zu kommen! die kennen sich ja groestenteils sogar unter einander nicht wirklich!!!manche sind zwar schon interressiert, aber das ist echt nur die minderheit.meine gastmama hat jetzt aber schon bei ner tanzschule in der naehe angerufen, und da geh ich naechste woche mal hin und guck mir das an. vielleicht lern ich ja darueber leute kennen.....mit dem englisch komm ich einigermasen klar, also verstehen tu ich das meisste aber sprechen faellt mir schon noch ziemlich schwer!!! und in mathe zum beispiel reicht dann auch das verstehen nicht aus...... aber die lehrer sind echt voll nett und der mathelehrer hat mir das ganze waerend der lunch-zeit noch mal erklaert und es wird langsam besser!

selina

 

Schule ab September 2005

jeden morgen steh ich so um halb neun mit janet vor unserem haus an der strasse und warte auf den schulbus. der bus (orange und sieht aus wie aus einem alten film) hat keine richtigen haltestellen, sondern haelt einfach vor jedem haus vor dem schueler stehen und bringt uns dann alle zum "Comp"(unsere schule). wenn ich ankomme geh ich wie die meisten erst mal zu meinem spinnt und pack meine sachen zusammen die ich fuer den tag brauche und treff dort auch auf die ganzen anderen international students. dann geh ich je nach dem ob day1 oder day2 ist zu franzoesisch oder zu bio (in franzoesisch bin ich mit 3 anderen deutschen zusammen und in bio mit einem) und um 9 faengt dann der unterricht an.
nachdem es geklingelt hat, wird durch die lautsprecher gesagt: please stand for "oh canada"! und wir stehen alle auf und hoeren uns die kanadische nationalhymne an. jeden morgen! dabei ist es aber nicht so, dass die schueler das alle total ernst neben und irgendwie militaerisch dastehen oder so, sondern ich glaub die meisten finden das eher albern und schauen sich gelangweilt im klassenraum um oder reden sogar. danach koennen wir uns wieder alle hinsetzen und der lehrer faengt an uns vorzulesen was an diesem tag so neues in der schule los ist. also zum beispiel, ob in der lunchpause irgendeine aktivitaet angeboten wird oder dass heute nach der schule ein volleyball-tournir stattfindet oder der "student-counsil" neue mitglieder sucht und man um so und so viel uhr da und da hingehen soll und so weiter. das ist echt toll hier, dass die sich viel mehr um solche sachen kuemmern und die lehrer auch viel engagierter sind als in deutschland!
dann faengt der eigentliche unterricht erst an. in franzoesisch haben wir zum beispiel gard ein buch gelesen, das auch wirklich ziemlich schwer war und in dem wir deutschen echt viele woerter nicht kannten, was die kanadier aber glaub ich viel besser verstanden haben als wir. dafuer ist die ausprache aber soooo schlecht oder auf jeden fall anders, dass wir uns die ganze zeit haetten totlachen koennen! ich glaub wenn die nach frankreich gehen wuerden, es wuerde die niemand verstehen!
in bio hab ich ne total junge engagierte lehrerin, die echt selbst voll von ihrem fach begeistert ist und das dadurch auch viel besser rueberbringt! trotzdem ist es ziemlich schwer, weil ich halt viele woerter nicht kenne und es dadurch noch mehr auswendiglernerei ist, als es sowieso schon waere.
nach einer stunde ist der unterricht um und ich hab, wieder abhaengig davon ob day1 oder day2 ist eben das fach das ich noch nicht hatte an dem tag: franzoesisch oder bio.
zwischen den faechern ham wir uebrigens immer 5 minuten pause und nach der 2.stunde kommt dann ESL. das hab ich jeden tag in period3. das ist dann jedesmal sehr entspannend, weil es echt ziemlich einfach ist fuer mich und wir eben auf den rest der international students treffen, die ja auch nich perfekt englisch sprechen. ausserdem ist carolyn echt toll! in ESL sitzen wir auch fast jeden tag an nem anderen platz (aber nie neben einem anderen deutschen!) um eben mit jedem mal was zu tun zu haben. eine woche lang gab es in period3 immer so ein spiel an dem alle period3-klassen gegen einander gespielt haben: es wurden am ende der stunde durch die lautsprecher 5 verschiedene songs gespielt und wir mussten uns las klasse ueberlegen wie die songs heissen und wer die singt. dann haben wir das auf einen zettel geschrieben und zum general office gebracht und am ende der woche hat die klasse die am meisten lieder wusste ein mal pizza und cola fuer alle bekommen! leider waren wir das nicht!
nach dieser stunde ist dann lunch(eine stunde lang). am anfang als es noch waermer war waren wir eigentlich fast immer draussen und haben haecki-saeck gespielt (ich hoffe du weist was das ist! wenn nich: das ist ein kleiner mit sand gefuellter ball/sack, den man im kreis stehend sich zu kickt und mit allem in der luft behalten kann ausser mit den haenden), inzwischen ist es aber meistens zu kalt dafuer, und ausserdem gibt es jetzt auch fast jede lunch irgendwas zu tun. zum beispiel gab es gestern einen air-band-kontest in der turnhalle. das heist alle sportteams der schule sollten sich einen song aussuchen und sich dazu eine performance ueberlegen und eben play-back mit singen. das war voll lustig! und es war dann auch richtig mit jury und so und die gewinner haben einen preis bekommen. ansonsten kann man in fast jeder lunch volleyball spielen oder zugucken, weil dort jetzt immer kleine mini-tournire stattfinden.
auf jeden fall hab ich in den pausen eigentlich fast nur was mit den anderen international students zu tun. also mit den brasilianern und deutschen, wobei wir aber schon meisten versuchen englisch zu reden. und dann gibts halt schon so ein paar kanadier die wir kennen gelernt haben, die dann eben auch oefter was mit uns zusammen machen.
nach der lunchpause hab ich entweder mathe oder sport. in sport sind wir so eine grosse gruppe, dass wir 2 lehrer haben, die jeweils was verschiedenes anbieten. also unsere erste unit war zum beispiel entweder fussball oder tennis. jetzt mach ich grade volleyball, man haette sich aber auch fuer fitness entscheiden koennen. das ist eigentlich voll gut find ich, weil es sonst ja schon auch immer sachen gibt die man gar nich mag und so kann man sich eben entscheiden! aber im sportunterricht ist es hier ziemlich streng was kleidung betrifft! also die maedchen duerfen zum beispiel nichts trage wo man irgendwie die BH-traeger sieht oder so. wir ham da einmal schon richtig aerger gekriegt deswegen. das ist hier ja auch so, wenn man schwimmen geht, dass eigentlich alle einen badeanzug tragen und wenn schon einen bikini, dann mit t-shirt drueber! also in solchen sachen sind die echt ziemlich pruede!
jedenfalls wenn ich jetzt in der 4. stunde sport habe (day2) dann hab ich danach mathe. (am day1 hatte ich dann erst mathe und dann in der 5.stunde eine freistunde(ich hab health abgewaehlt)). und in mathe kommen dann irgendwie alle nationen zusammen! da bin ich mit noch 2 anderen deutschen, 2 brasilianern, 1mexikaner und einem aus hong-kong zusammen. das macht das fach irgendwie ertraeglicher! es ist dann immer so, dass der lehrer die erste halbe stunde irgendwas neues erklaert und wir dann die 2.haelfte aufgaben rechnen. das sind dann aber immer so viele, dass der rest hausaufgabe ist. und am naechsten tag fangen wir dann wieder was neues an. also wir wieder holen eigentlich nie was! das ist dann immer so, dass ich grade so ne ahnung hab von dem was wir machen und dann kommt schon wieder das naechste. also ich glaub wenn man da mal ne woche fehlt hat man echt ein problem!
insgesammt ist der unterricht hier in so fern anders, dass die klassentuer eigentlich immer auf ist (was bei uns gar nicht gehen wuerde weil wir viel zu laut dafuer sind, in deutschland mein ich) und eben wirklich alle viel viel leiser sind und die lehrer sich eigentlich nie durchsetzen muessen. ausserdem ist es viel mehr so wie bei uns in der uni, dass man zum beispiel wenn man 12 stunden im halbjahr verpasst hat, durchfaellt. also wenn man mal 2 wochen krank war, dann wird der kurs nicht bewertet, weil man zu viel verpasst hat! man hat ja fast jedes fach jeden tag.
wenn ich eine freistunde hab, geh ich immer in die bibliothek und mach entweder hausaufgaben oder lerne fuer einen der tausend tests und quizze die man hier so schreibt. oder ich geh ins internet oder so.
nach der schule, endet um halb4, muss man sich dann immer ziemlich beeilen um den schulbus zu kriegen und nach hause zu fahren. weil das ja die einzige moeglichkeit ist nach hause zu kommen! ich bin dann immer so um 4 wieder da.
und hier noch mal mein stundenplan:

day1: period1:franzoesisch day2: period1: bio
period2: bio period2: franzoesisch
period3: ESL period3: ESL
lunch lunch
period4: mathe period4: sport
period5: freistunde period5: mathe

selina

 

Endbericht von Selina

Aufenthaltsbericht – Canada 05/06 So, jetzt bin ich nach einem halben Jahr Canada plötzlich wieder zu hause im normalen Leben angekommen. Ist schon komisch irgendwie... Als ich vor fast sechs Monaten Richtung Winnipeg aufgebrochen bin, hatte ich noch keine Ahnung wie toll meine zeit dort werden würde, sonst wäre ich sicherlich längst nicht so aufgeregt gewesen. Total müde und fertig bin ich damals am Flughafen von Winnipeg angekommen und konnte es kaum erwarten endlich meine Gastfamilie zu sehen und richtig kennen zu lernen (ich hatte ja schon vorher e-mail Kontakt mit denen und hatte von daher schon mal so eine gewisse Vorahnung) trotzdem war ich wirklich noch sehr sehr aufgeregt und wusste auf dem weg zu meinem neuen zu Hause im Auto nicht wirklich was ich sagen sollte. Vor allem viel mir das englisch an diesem ersten abend noch ziemlich schwer. Doch bereits am nächsten Tag war meine Aufregung fast vollständig verflogen, da ich mich in meiner family von Anfang an so wohl und willkommen gefühlt habe. Und dann ein paar tage später habe ich zum ersten mal the COMP, meine neue schule besuchen dürfen und bin auf all die anderen international students getroffen. Das war ein Tag bevor die schule dann erst richtig angefangen hat; wir haben eine tour durch die schule bekommen und wurden einfach noch mal so richtig eingeführt und vertraut gemacht mit dem ganzen Schulsystem und so weiter. (das übrigens tausend mal besser ist als das deutsche!!! Vermiss es total!!!) Im nachhinein kann ich sagen, dass ich mich wirklich sehr sehr schnell in schule und auch zu hause eingelebt habe, auch wenn ich bis zum Schluss keine wirklich guten kanadischen freunde hatte. Das waren dann dafür eher die Brasilianer, Mexikaner, die aus Hong-Kong und eben auch die Deutschen; wir international students sind wirklich zu einer großen Familie geworden!! Und ich vermisse die alle soooooo!!!!!!!!!! Zu meiner Verwunderung hatte ich wirklich nie richtig Heimweh, auch wenn ich manchmal schon gerne mal wieder meine Eltern und Freunde gesehen hätte, war ich nie wirklich traurig, ich hab mich halt nur darauf gefreut die wieder zu sehen irgendwann und habe die zeit bis dahin einfach nur genossen. Leider habe ich keinen echten kanadischen Winter erleben können, da es dieses Jahr ungewöhnlich warm war, ich konnte aber trotzdem ein paar typisch kanadische Erfahrungen machen, wie zum Beispiel mit einem Hundeschlitten durch den Schnee zu rasen, mir beim Schlittschuhlaufen auf dem "red river" die Zehen einzufrieren (ein paar tage war’s dann doch ziemlich kalt), von Schnee und Kälte umgeben in einem heißen "hot tub" zu sitzen, wegen zu viel Schnee auf den Straßen schulfrei zu bekommen... Natürlich gab es aber auch dinge die nicht ganz so schön waren....zum Beispiel sind die großen Entfernungen auf Dauer wirklich sehr nervig, da man eben immer und überall mit dem Auto hinfahren muss. Also da ist man dann schon ziemlich abhängig von seinen Gastfamilien. Ausserdem finde ich manche der regeln des "international student programms" etwas zu streng; es waren zum Beispiel keine Übernachtungen bei Freunden erlaubt. Und natürlich gab es auch in meiner eigentlich so tollen Gastfamilie einige Schwierigkeiten. Aber trotz unserer teilweise wirklich grundsätzlich anderen Einstellungen zu politischen Themen und allgemeiner Welteinschätzung, blieben die wirklich immer offen und haben mich denken lassen was ich wollte und mich so wie ich bin acceptiert und mich auch angehört. Ich finde, dass das eigentlich fast noch mehr Wert ist, als wenn wir von vorn herein der selben Meinung gewesen wären. Im großen und ganzen kann ich sagen, dass die Entscheidung nach Canada zu gehen eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war, da ich so viele wirklich großartige Menschen getroffen habe und sich richtig feste und tolle Freundschaften daraus entwickelt haben und ich einfach wahnsinnig viel gelernt habe – über das Land, über die Menschen aber vor allem über mich selbst. Und nicht zu vergessen bin ich natürlich auch viel viel sicherer im englischen geworden. So, das war jetzt mein Bericht über die letzten 5 Monate; natürlich könnte ich noch seiten lang weiter schreiben, aber an dieser stelle höre ich jetzt einfach mal auf. Viele liebe Grüße, Selina


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